Diesen Herbst hat es mich für eine Woche nach Andalusien verschlagen. Auf dem Reiseplan standen Granda und Malaga. Ursprünglich wollte ich nur zwei Tage in Granda bleiben. Am Schluss sind daraus fünf Tage geworden. Wer sich einmal in den magischen Bann dieser Stadt hat ziehen lassen, der kommt so schnell nicht mehr davon los.
Historisches
Die Stadt Granada ist mit ihren 2500 Jahren eine der ältesten Städte Spaniens. In ihrer Geschichte musste sie mehrere unterschiedliche Eroberungen und Herrschaftsperioden über sich ergehen lassen. Von Phöniziern über Römer bis zu den Mauren wechselten bis ins 15. Jahrhundert in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die Herrscher und die damit verbundenen Religionen. Erst 1492 kapitulierte der letzte nasridische Herrscher Muhammed XII; damit war die Reconquista, die “Rückeroberung” der iberischen Halbinsel für das Christentum abgeschlossen. Seither ist Granada katholisch und Sitz des Erzbischofs. Durch das weitgehend friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und die Toleranz unter den Anhängern unterschiedlicher Religionen im maurischen Mittelalter gilt Granada bis in die heutige Zeit als beispielhaft für die Möglichkeiten einer multikulturellen Gesellschaft.
In der Straßen
Der arabische Einfluss Granadas ist jedoch nicht verloren gegangen. Bei einem Erkundungsspaziergang durch die engen Gassen des Albaicin, dem ältesten Stadtteil Granadas, spürt man immer noch den orientalischen Flair. Vereinzelt versuchen noch alte, in Fließen gebrannte Straßenschilder in arabischer Schrift dem Ortsfremden eine Orientierungshilfe zu bieten.
Obwohl ich mit dem Wetter etwas Pech hatte konnte ich jede Sekunde in Granada genießen. Durch das bunte, Markt-ähnlichen treiben in den Gassen stößt man beim Spaziergang auf immer neue Eindrücke. Auch der teilweise etwas heftige Regen konnte mir die Laune nicht verderben. Dieser bot mir die Gelegenheit in einem der zahlreichen arabischen Bäder (Hamam) auszuspannen. Eine gute Abwechslung brachten auch die arabisches Teehäuser mit sich. Bei einem Glas Tee konnte ich die gesammelten Eindrücke revue passieren, und auf mich einwirken lassen. Aber auch die andalusischen Tapas-Bars verführten des öfteren zum längeren Verweilen, selbst wenn draußen schon wieder die Sonne schien.
Die Architektur der Stadt und deren Gebäude beeindruckten mich sehr. Ich kenne keine andere europäische Stadt, in der die Einflüsse westlicher und maurischer Baukunst so schön vereint sind.
Die Alhambra
Wer nach Granada reist, kommt natürlich an einem Besuch der Alhambra nicht vorbei. Die Alhambra wurde neben der Chinesischen Mauer, dem Taj Mahal oder Angkor Wat als eines der sieben Weltwunder der Neuzeit gehandelt.
Nachdem pro Tag nur 1500 der 7000 Eintrittskarten vor Ort verkauft werden (der Rest muss Monate im Voraus reserviert werden), war frühes Aufstehen angesagt. Mit einigen Zimmergenossen ging es kurz nach sechs Uhr morgens zu Fuß los in Richtung Alhambra. Oben angekommen, musste man noch zwei Stunden warten, bis der Ticketverkauf endlich um 8:30 Uhr begann. Aber das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn bereits um 8:00 Uhr war die Warteschlange schon mehrere hundert Meter lang.
Die Alhambra ist eine riesige Festungsanlage auf einem Hügel vor Granada. Sie gilt als eine der schönsten Beispiele des maurischen Stils islamischer Baukunst. Innerhalb der Festungsmauer befinden sich die Zitadelle, die Nasriden-Paläste, der Palast Kaiser Karl V. sowie diverse weitere Gebäude. Neben der Festungsmauer liegt der Generalife, eine wunderschöne, weit ausgedehnte Gartenanlage. Die gesamte Anlage war so groß, dass ich mit meinem Audio-Führer fast sechs Stunden darin verbrachte. Dementsprechend erschöpft war ich am Ende auch.
Schön wars!
Nach fünf vier Nächten und fünf Tagen hieß es dann aber Abschied nehmen. Egal ob für jung oder alt, Granada ist definitiv eine Reise wert. Schließen möchte ich mit dem alten andalusischen Sprichwort: “Si mueres sin ver la Alhambra, no has vivido” – Wenn Du stirbst ohne die Alahmbra zu sehen, dann hast Du nicht gelebt.
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